Zunächst mal: Das Zusammenleben von Hindus und Muslimen funktioniert in Indien ziemlich gut. Viele Städte haben zwar hinduistische Mehrheit, aber eine starke muslimische Minderheit, und beide Bevölkerungsgruppen arbeiten geschäftlich gut miteinander zusammen, oft haben Betriebe gemischte Belegschaft. Nur gemischtkonfessionelle Heiraten sind verpönt.
Trotzdem kommt es gelegentlich zu Ausschreitungen, manchmal sogar zu bürgerkriegsähnlichen Gewalttaten. So haben die Muslimūn die Hindus (oft mit Mord und Totschlag) aus dem Kaśmīr-Tal vertrieben, und umgekehrt laufen auch die Hindus gelegentlich Amok, zum Beispiel 1992 in Ayodhyā und 2002 in mehreren Städten in Gujarāt (dabei machte der heutige Premierminister Modī keine gute Figur). Die fürchterlichen beidseitigen Gemetzel beim „Bevölkerungsaustausch“ im Pañjāb 1947 (in Zusammenhang mit der Unabhängigkeit) dürfen auch nicht vergessen werden.
Manche Hindus wollen sich nicht damit abfinden, daß Indien seit ca. 1000 Jahren eben auch muslimische Herrscher hatte, und würden das Rad der Geschichte gerne zurückdrehen oder, die Muslimūn als Bürger zweiter Klasse behandeln, oder zumindest ihre Religion einschränken (Modī scheint da dazuzugehören) und von ihnen Anpassung an den Hinduismus verlangen (z.B. beim Fleischkonsum). Umgekehrt wollen sich die Muslimūn nicht von den Hindus bevormunden lassen und fordern oft Extra-Gesetze für ihre Gruppe ein (beim Eherecht haben sie das sogar bereits).
Inder denken sehr in Gruppen. Wenn irgendwo ein paar muslimische Terroristen in die Luft sprengen, dann rasten Hindus mitunter aus und fackeln die Häuser ihrer muslimischen Nachbarn ab, und dann können anderswo wieder ein paar Muslimūn durchdrehen und ein Revancefoul an ihren Hindu-Nachbar begehen. Da Inder meistens Dinge in größeren Gruppen machen, kann so etwas leicht ausdem Ruder laufen, bei der hohen Bevölkerungsdichte ist rasch ein riesiger Mob auf der Straße.
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